Erfahrungsbericht: Umstieg von Zigbee-Thermostatköpfen auf thermische Stellantriebe

Ich habe in den letzten zwei Jahren verschiedene Zigbee-Heizkörperthermostate verwendet (Aqara E1, Sitherwell, Sonoff, diverse No-Name). Ich nutze die Regelung komplett über Home Assistant mit separaten Temperatursensoren pro Raum. Die Thermostate waren bei mir daher nur Stellmotoren – keine lokale Regelung, keine Display-Nutzung.

Probleme, die sich langfristig gezeigt haben:

  • Mechanische Schwächen bei Aqara E1
    Das Display-/Gehäusemodul ist mit drei kleinen Schrauben in dünnem Kunststoff fixiert, welches gleichzeitig den Motor hält. Dieser Kunststoff reißt durch den Druck beim Schließen mit der Zeit aus. Bei mir spätestens nach rund zwei Jahren.

  • Kolben-/Gewindeprobleme
    Der Kunststoffstößel für das Heizkörperventil ist auf ein Metallgewinde geschraubt. Bei mehreren Geräten hat er sich über die Zeit selbst gelöst. Ergebnis: Ventil öffnet/schließt nicht mehr korrekt → Heizung heizt unzuverlässig → Gerät muss zerlegt und wieder zusammengebaut werden.

  • Einschränkungen bei der Steuerung per Zigbee
    Die vollständige Öffnungsposition (manuell erreichbar) ist nicht per Zigbee steuerbar. Firmware-Updates bringen hier nichts, weil die Funktion grundsätzlich fehlt.

  • Sonoff-Modelle
    Bei mir trotz gutem Zigbee-Mesh teilweise unzuverlässige Verbindung.

Zusammengefasst: Für „Ventil auf/zu“ sind diese Thermostatköpfe zu teuer, mechanisch empfindlich und oft lauter als einem lieb ist.

Umstieg auf thermische Stellantriebe (paraffinbasiert)

Ich habe dann auf thermische Stellantriebe gewechselt – eigentlich vorgesehen für Fußbodenheizungen.

Diese funktionieren rein mechanisch über ein Paraffinelement:

  • Strom → Wachs erwärmt sich → dehnt sich aus → Ventil öffnet

  • Kein Strom → Stellantrieb kühlt ab → Ventil schließt

Ich verwende „normally closed“ Modelle (ohne Strom geschlossen). Das passt zu meinem Heizbetrieb, weil die Heizkörper die meiste Zeit ohnehin geschlossen sind.

Daten zu meinen Stellantrieben:

  • 230 V Betriebsspannung

  • Hub: 4,5 mm (wichtiger Punkt: viele günstige haben nur 3 mm → kann an Heizkörperventilen zu wenig sein)

  • Öffnungszeit: ca. 3–5 Minuten (völlig ausreichend für Heizkörper)

  • Anschluss M30 (Adapter waren vorhanden)

  • Mechanische Anzeige direkt am Kopf

  • Geräusch: praktisch lautlos

Steuerung:

Bei mir über einen Shelly 1PM Mini pro Heizkörper.

Heizlogik in Home Assistant

Keine Prozentregelung, keine PID-Regelung, kein lokaler Thermostatbetrieb.

Für jeden Raum gilt:

  • Ist die Temperatur unter Soll → Stellantrieb komplett öffnen

  • Ist Soll erreicht → Stellantrieb schließen

  • Sind in allen Räumen Solltemperaturen erreicht → Therme aus

  • Fällt ein Raum später wieder unter einen Zwischenwert ab → Nachheiz-Trigger solange Therme läuft

Das System arbeitet bei mir stabil, auch im Altbau mit sehr unterschiedlichen Raumaufheizzeiten.

Vergleich zu Zigbee-Thermostatköpfen (vereinfacht beschrieben)

  • Robuster: Kaum bewegte Teile, dadurch kein relevanter Verschleiß.

  • Lautlos: Kein Motorgeräusch, kein Surren.

  • Einfach: Keine Firmware, kein Zigbee, keine Reichweitenthemen.

  • Günstig: Kostet pro Heizkörper einen Bruchteil eines „smarten“ Thermostats.

  • Langsame Stellzeit: Ja, aber das spielt bei Heizkörpern keine Rolle.

Fazit

Wenn man die Temperaturregelung ohnehin in Home Assistant macht und die Thermostatköpfe nur als Stellmotoren dienen, dann sind die klassischen thermischen Stellantriebe eine deutlich robustere, leisere und günstigere Lösung als Zigbee-Thermostatköpfe.

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Ich suche für meine Fussbodenheizung auch noch vernünftige Antriebe. Welches Modell (Typ, Hersteller) hast du genommen?

Danke für deinen Erfahrungsbericht! Du sprichst mir nach etlichen Jahren und 2-3 Generationen von Zigbee-TRVs absolut aus der Seele.

Ich hatte zwar andere Marken im Einsatz (hauptsächlich Popp und Moes), aber exakt dieselben Probleme:

  • Ständige Zigbee-Ausfälle

  • Batterien schneller leer als man gucken kann

  • Mechanik, die das Ventil nicht mehr schließt

  • Kunststoff, der nach 1-2 Jahren einfach ausreißt

Kurzum: Bei mir fliegen die Dinger jetzt auch raus. Sie sind es einfach nicht wert, wenn man die Heizung – wie ich seit meiner neuen Wärmepumpe – sowieso zentral steuern will.

Dein Ansatz mit den thermischen Stellantrieben ist super und genau das, was ich mir auch vorgestellt habe.

Mein einziger Gedanke ist, ob man den Durchfluss nicht doch noch etwas regulieren könnte. Es gibt ja diese Stellmotoren mit 0-10V-Logik für ein teilweises Schließen, um vielleicht einen “dynamischen hydraulischen Abgleich” zu machen.

Der Nachteil ist halt, der Preis… Bei Pefra oder Oventrop ist man da gleich wieder bei über 50 EUR. Ich schaue gerade, ob es günstigere Modelle bei Ali gibt, bin mir aber auch unsicher, ob der ganze Ansatz was bringt oder ob ich einfach eine primitive, aber dafür super-robuste Lösung wie du skizziert hast nehmen soll.

Ich habe mir diese hier gekauft: Amazon Link

Eigentlich wollte ich 24V haben, aber das waren die einzigen die ich mit 4,5mm Hub gefunden habe.

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Kann ich so bestätigen – wenn man die Heizung ohnehin zentral regelt, bringen die „smarten“ TRVs einfach keinen Mehrwert, außer Probleme. Seit ich auf die thermischen Stellantriebe umgestiegen bin, ist das Thema bei mir durch.

Worauf man achten muss:

  1. Hubweg
    Der Hub ist entscheidend. Viele günstige Modelle haben nur ~3 mm. Das kann bei manchen Heizkörperventilen zu wenig sein → Ventil öffnet dann nicht vollständig.
    Ich habe bewusst Modelle mit 4,5 mm genommen.
    Empfehlung: Vorher prüfen, wie viel Hub dein Ventileinsatz benötigt.
    Das hängt nicht vom Stellantrieb ab, sondern vom Heizkörperventil selbst.

  2. Zum Testen einfach einen günstigen Stellantrieb bestellen
    Kostet wenig und man sieht innerhalb kurzer Zeit, ob es passt.
    Wenn’s nicht passt → zurückschicken → kein Risiko.
    Es gibt 230 V oder 24 V Modelle in der 10–20 € Liga.
    Und ja – Black Friday wird da preislich sicher nochmal was tun.

  3. Zu deiner Idee mit 0–10 V / Zwischenstellungen
    Das lohnt sich meistens nur:

  • bei trägen Flächenheizungen (Fußboden)
  • oder wenn du wirklich aktiv hydraulisch optimieren willst
  1. Für normale Heizkörper bringt das in der Praxis wenig, weil:
  • thermische Stellantriebe sowieso langsam schalten
  • die Raumtemperaturregelung über einfache Hysterese stabil läuft
  • und bei Wärmepumpen die Vorlauftemperatur das wichtigere Stellrad ist
  1. Kurz: Ja, technisch schön – aber der Mehrwert steht in keinem Verhältnis zu Preis und Aufwand.

  2. Restdurchfluss („nie ganz zu“) über Ventileinsätze
    Es gibt Ventileinsätze (z. B. bei Herz), die eine definierte Restdurchflussmenge auch im „geschlossen“-Zustand garantieren.
    Die sind farbcodiert und ersetzen den vorhandenen Ventileinsatz.
    Wie die Dinger im Detail heißen, kann ich nicht sicher sagen – das wäre ein Punkt für Installateur oder Herstellerdatenblatt.
    Wäre aber eine saubere Lösung, wenn man grundsätzlich etwas Durchfluss garantieren will.

Praktischer Start:

  • Einen günstigen NC-Stellantrieb mit M30 und passendem Hub bestellen
  • An einem Heizkörper testen
  • Wenn passend → einfach auf alle Heizkörper ausrollen
  • Wenn nicht → zurück → fertig

Ich habe das genauso gemacht. Vier Stück gekauft, ausprobiert, passt → Problem gelöst. Seitdem: keine Geräusche, keine Batterien, keine Zigbee-Abbrüche, kein Mechanikverschleiß.

Wichtiger Hinweis:

Ich bin kein Installateur. Das hier basiert ausschließlich auf eigener Praxis, Recherche und Austausch.

Im Zweifel sollte man einen Fachmann drüber schauen lassen, besonders wenn Ventileinsätze oder hydraulische Einstellungen verändert werden.

Vielen, vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht! Du sprichst mir aus der Seele! Genauso waren meine Erfahrungen mit unserer Fußbodenheizung auch. Ich hatte hier noch ein paar Sonoff 4Ch Pro sowie einige Stellmotoren rumliegen. Habe ich jetzt super simpel im Kasten für die Fußbodenheizung verbaut. Logik in HA ebenfalls maximal simpel. An wenn Temp <23°C, sonst aus. Bin noch am Testen, aber bisher läuft es sehr zuverlässig…..

Beste Grüße und ein schönes Wochenende

Thorsten