Tibber oder fester Stromvertrag? Erfahrungen/Empfehlungen

Hallo, hast du Ostrom in HA integriert?

Gruß Alex

Nein. Ich hab nicht den dynamischen Tarif. Daher macht das wenig Sinn für mich.

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ok danke, hast du dann einen Helfer für deinen Stromtarif angelegt?

Ich bin jetzt erst seit dem 1.1. bei Timber und komme aus einem alten Vertrag mit 42 Cent/kWh.
Wir haben 9,4kWp PV mit (wenig steuerbaren) 10kWh Senec Speicher und einen VW-eUP mit 30kWh Batterie. Im April wird eine WP dazu kommen.
Das Angebot unserer Stadtwerke lag bei 32Cent und der erste Monat ist ernüchternd:
Obwohl ich zu günstigen Phasen fast 60kWh aus dem Netz in den Speicher geladen habe komme ich auf einen Schnitt von 34Cent bzw. ca. 35,5 Cent wenn ich die Lade/Entladeverluste hinzurechnen. Trotz Auto und Speichereinsatz habe ich ich es nicht geschafft unter den Timber Durchschnittspreis von 35 Cent zu kommen und bei so langen Hochpreisphasen wie in diesem Januar ist der Autospeicher zu klein um das überbrücken zu können. Oft ist der Preis auch Nachts nicht unter 35 Cent gefallen.
Die Krux bei unserem Speicher ist, dass ich automatisch nur die Netzbeladung starten und stoppen kann. Will ich verhindern, dass er sich bei zu geringer Preisdifferenz schon wieder entlädt muss ich in den Keller laufen und ihn manuell aus-, und später wieder einschalten. Das macht es lässtig und führt oft dazu, dass es sich trotz geringer Preisdifferenz schon in den Hausverbrauch entlädt.
Dazu kommt, dass in der Tibber-App abundzu angezeigt wurde, dass der Pulse am Zähler keine Daten geliefert hätte obwohl die Bridge konstant blau leuchtet. Bin gespannt auf die erste Monatsrechnung, gehe aber davon aus, dass ich so elald die WP da ist wieder wechse l.

Ich habe beruflich viel mit dem Thema zu tun. Wie so oft: Pauschalisierungen im Sinne von “Dynamische Stromtarife lohnen sich nie” oder “Dynamische Stromtarife sind immer vorteilhaft” sind immer grundfalsch und Ausdruck von fehlendem Verständnis. Es kommt auf die individuelle Konstellation an.

Ein paar Grundgedanken zu dem Thema:

  1. Photovoltaik wird aktuell sehr viel schneller ausgebaut (plus ca. 15 GW p.a.) als die Last im Netz wächst. Die Spitzenlast im Netz liegt im Sommerhalbjahr bei etwa 65 GW. Wir haben bereits über 100 GW an PV-Leistung in D installiert. Und nur, weil die Sonne scheint, geht auch die Stromerzeugung aus Windkraft, Laufwasser und Biomasse nicht auf null. So wie über weiten Teilen Deutschlands die Sonne scheint, wird im Sommerhalbjahr der Strompreis um die Mittagszeit erwartbar sehr häufig gen Null gehen. Wir werden immer größere Zeiträume mit Börsenstrompreisen von und unter Null haben, was dynamische Stromtarife theoretisch attraktiv macht. Wer aber eine eigene Photovoltaikanlage betreibt, wird immer dann, wenn der Börsenstrompreis im Sommer auf oder unter null fällt, noch günstigeren eigenen Strom produzieren und von diesen niedrigen Börsenstrompreisen bei Tibber, Ostrom, Awattar, Octopus usw. kaum profitieren. Ab diesem Jahr dürfte es endlich wieder auch einen ordentlichen Ausbau der Windkraft geben, so dass auch im Winterhalbjahr die Chance für zeitweise günstige Börsenstrompreise steigt.

  2. Ab April gibt es nicht nur dynamische Börsenstrompreise sondern auch variable Netzentgelte. Damit werden zeitweise Endverbraucherpreise von 6 Cent/kWh bzw. nach der Wahl (beabsichtige Senkung der Stromsteuer) ggf. auch von 4 Cent/kWh realistisch - inkl. sämtlicher Gebühren, Netzentgelte und Steuern. Da können sich wirklich drastische Kostenvorteile ergeben. Die variablen Netzentgelte schwanken nicht mit der aktuellen Nachfrage, sondern die Verteilnetzbetreiber legen ein Jahr im Voraus ein Gebührenmodell mit Zeiträumen für Niedrig-, Normal- und Hochtarif bei den Netzentgelten fest. Mein Netzbetreiber senkt z.B. im Winterhalbjahr (Q1 + Q4) für jeweils 7 Stunden am Tag das Netzentgelt von 11,1 Cent auf 1,1 Cent/kWh. Hochinteressant für Wärmepumpen. Aber jeder der 866 Verteilnetzbetreiber in D legt sein eigenes Modell fest und deshalb wieder wie oben: Jede Pauschalisierung verbietet sich.

  3. Wer PV-Speicher hat, den er auch mit Netzstrom beladen kann oder wer eine Wärmepumpe mit einem großen Wasser-Pufferspeicher hat, der kann zu Zeiten mit günstigen Strompreisen Energie speichern und hat dann eine größere Wahrscheinlichkeit, mit dynamischen Stromtarifen zu sparen. Weil die Unsicherheiten bezüglich des Strommarktdesigns und bezüglich variablen Netzentgelten so groß sind, lohnt es aber nicht, sich extra Speicher anzuschaffen, um mit dynamischen Stromtarifen sparen zu wollen. Länger als ein Jahr im Voraus kann man das nicht überblicken und in diesem Zeitraum amortisieren sich entsprechende Investitionen nie.

  4. Es geht bei dynamischen Stromtarifen nicht darum, aufwändig jede einzelne kWh Verbrauch zeitlich zu optimieren. Eine moderne Waschmaschine oder ein moderner Geschirrspüler verbrauchen 150-200 kWh pro Jahr. Ob die kWh 10 Cent teuer oder billiger ist, macht dann 1,50 Euro/Monat aus. Es geht darum, vor allem Großverbraucher wie Elektroautos und Wärmepumpen zeitlich zu optimieren und - sofern vorhanden - Speicher intelligent einzusetzen. Das ist nicht so viel Aufwand.

  5. Oberste Prämisse bei der Stromversorgung ist, dass der Strom nie ausfallen darf. Es muss jederzeit genug Erzeugungs- und Übertragungskapazität vorgehalten werden, damit es nicht zu einem Ausfall kommt. Kapazitäten vorzuhalten, die dann nur 10 von 8760 Stunden im Jahr genutzt werden, ist unfassbar teuer. Wir müssen deshalb schauen, dass wir möglichst viel Last in Zeiten mit niedriger Nachfrage und niedrigen Preisen verschoben bekommen, um weniger ausbauen und weniger Reservekapazität vorhalten zu müssen. Menschen ändern ihr Verhalten aber nur, wenn sie einen Vorteil haben. Den können sie nur bei dynamischen Stromtarifen haben. Wenn immer mehr Menschen ein Elektroauto haben, abends um 18 Uhr nach Hause kommen und dann ihr Auto zum Laden anstöpseln (und sei es nur mit 2 KW ohne Wallbox), weil sie einen festen Stromtarif haben und weil das am bequemsten ist, wird das katastrophale Auswirkungen auf die Strompreise haben, weil wir um 18 Uhr ohnehin immer eine Lastspitze haben. Es ist gesellschaftlich also sehr wünschenswert, dass immer mehr Menschen in dynamische Stromtarife wechseln. Das würde sehr dazu beitragen, die Energiewende bezahlbar zu halten. In anderen Ländern haben teils schon die Hälfte aller Haushalte dynamische Stromtarife. Warum soll das in D nicht möglich sein?

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Ich habe nur im Energie Dashboard den Preis eingetragen.

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