Hi,
finde es mal wieder interessant, welche Meinung über KNX herrscht. Es ist teuer, ein Dinosaurier, langsam und nicht interoperabel. Ok, nehmen wir das mal auseinander:
- Teuer
Das kommt auf das Konzept an. Je mehr Gewerke man anschliesst und je zentraler die Installation erfolgen kann, desto günstiger wird der Kanal. Als Beispiel: Ein 8 Kanal Schaltaktor von MDT kostet 174€, d.h. pro Kanal 21,19€. Vergleich das doch mal mit einem Shelly oder HMIP Aktor, die sind da pro Kanal teurer.
Natürlich muss das Kabel gezogen werden. Aber wenn man ohnehin die Elektrik komplett erneuert, fällt das nicht sonderlich ins Gewicht.
- Dinosaurier
Stimmt, KNX ist schon über 30 Jahre alt. Macht es das nun schlecht? Alles was vor 30 Jahren gebaut wurde, ist noch immer kompatibel. KNX ist das einzige Bussystem für Smarthome das es zur DIN Norm gebracht hat und das von vielen verschiedenen Herstellern bespielt wird.
Die Interoperabilität von Zigbee und Zwave hat klare Grenzen, da hier jeder Hersteller versucht, sein eigenes Süppchen zu kochen. Bei KNX gibts eine Zertifizierung. Der Gira Taster funktioniert also unter Garantie mit dem Jung Aktor und der Theben Wetterstation.
Ein weiterer Vorteil ist, dass man die Geräte einmal einrichtet und dann versehen sie ihren Dienst. Keine ständigen Updates, keine neuen Apps oder ab und an Austausch von Geräten, weil der Hersteller die alten Protokolle “leider nicht mehr unterstützt”.
- Langsam
9k6 sind sicher keine Offenbarung. Aber was muss denn da drüber? Schalt- und Rückmeldebefehle, ein paar Messdaten, fertig. Oder läuft die Musik bei euch über Zwave oder Zigbee oder HMIP? Alles was Bandbreite braucht, nutzt üblicherweise WLAN, aber kein System spricht nativ den Dialekt der Musikseite. Mir wäre neu, dass die Shelly- oder HMIP-App Musik streamen…
Für den Einsatzzweck ist die Geschwindigkeit mehr als ausreichend. Einzig für die immer dickeren Anwendungen wäre beim Programmieren mehr Speed nett, aber das ist eher ein Komfortthema als ein Problem
- Nicht Interoperabel
Kein einziges System deckt alle Anwendungsfälle ab. Man wird immer eine Art Hub oder Gateway brauchen, der / das zwischen diversen Systemen vermittelt. Bei KNX gibt es aber für die meisten Systeme (DALI, MODBUS, Sonos, Enocean, Homekit) native Gateways, die einmal eingerichtet werden und dann im Hintergrund werkeln.
Ein Homeassistant oder ähnliches System ist da mehr Wartungsaufwand, wird aber vermutlich bei allen System als Bridge erforderlich sein, um den Rasenroboter, den Fernseher und das Musiksystem mit einzubinden. Alternativ machen das bei KNX dann Systeme wie der Gira X1, Timberwolf oder andere Multiprotokollserver. Auch die sind nach Einrichtung überwiegend wartungsfrei zu betreiben.
Für mich ist KNX bei grundlegenden Renovierungen die einzig sinnvolle Alternative, wenn man die Lebensdauer von Gebäuden mal berücksichtigt, keinen Admin für die Betreuung des Hauses haben will und auch nicht ständig basteln kann oder will.
Think about it…
Frank