Absenkung für Fußbodenheizung sinnfrei oder sinnvoll oder irgendwie dazwischen?

Moin

Ich habe in den letzten 2 Wochen intensiv an eigene Wärme/Heiz-Regelungen für die Fußbodenheizung im Haus gearbeitet (kein Advanced Heat Control oder Better Thermostat etc. sondern einfache Homeassi Handarbeit).

Bevor ich zur eigentlichen Frage komme einige Eckdaten:

  • Ich teile mir mit Nachbarn eine Gemeinschaftsanlage (Erdwärme). Auf die Anlage und deren Temperatureinstellungen habe ich keinen Einfluß und kann sie auch nicht abfragen.
  • Unser Haus hat einen Wärmeeingang, dessen Wärme in die verschiedenen Heizkreisläufe gedrückt wird. Hydraulischer Abgleich wurde durchgeführt.
  • Einzige Stellschraube sind die Wandthermostate. Elektrische Ventile und Drehregler lagen vor. Letztere habe ich nun durch Bosch Thermostate II 230 V ausgetauscht … und damit begann die Reise.
  • Ach eins noch, Raumthermostate sind an Stellen angebracht, die nicht unbedingt signifikant für die Raumtemperaturen sind

Das Thema automatische Absenkung von Temperaturen spielt eine zentrale Rolle. Die Absenkungen der Soll Temperatur läßt das Thermostat nicht sofort die Ventile aufdrehen. Und ja, eine Fußbodenheizung ist träge. Ich habe bei uns 3-12 h beobachtet bis der Zielwert erreicht wurde.

  • Abend 18 Uhr senke ich um 1 Grad ab und 3 Uhr erhöhe ich wieder um 1 Grad
  • Fenster länger als 2-5 min auf → Absenkung um 5 Grad und 30 min nach Schließen wieder auf vorige Solltemperatur
  • Frau die Woche nicht da → Wohnzimmer Absenkung um 1 Grad
  • Ich für > 1 Tag nicht da, Studio um 1 Grad gesenkt
  • Winterurlaub → Absenkung um 3 Grad
  • Wenn Mittelwert Raum Temperaturen > 21,8 Grad (weil Sonne reinscheint) → Absenkung um 1 Grad
  • Kuriosität: Wenn Luftreiniger unten (steht in Nähe eines Thermostats) Vollgas gibt und damit irrtümlich für angebliche Temperaturfall sorgt → Absenkung 5 Grad, danach wieder auf vorige Temperatur

Der Sinn von Absenkungen wird im Internet oftmals heiß diskutiert und das Contra-Hauptargument ist, daß das Aufheizen der Absenkung auf Normal mehr Wärme kostet als die Absenkung einspart. Berechnungen sah ich bisher aber auch keine.

Ich selbst denke, es kommt auf die persönlichen Räumlichkeiten (Wetter, Außenwände, Lage des Thermostats und vorallem um wieviel Grad abgesunken wird) an.

Hier ein für einen Raum


Jetzt die Frage an Euch:
Haltet Ihr eine Absenkung für eine Fußbodenheizung sinnfrei oder sinnvoll oder irgendwas dazwischen??

EDIT
Ausgerechnet im Titel hatte ich ein Fehler :wink:
Sinnfrei oder sinvoll soll es heißen

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Kanns dir deine eigenen Schlüsse ziehen habe in den letzten Tagen mal ein wenig experimentiert.

Warmwasser habe ich mal außen vor gelassen.
Raumtemperatur war immer so 22°C. Ach so die blaue Temp. ist die Nachtabsenkung.

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Den Wärmeverbrauch müßte ich auch einmal tracken um echte Aussagen für unsere Wohnung zu bekommen. Da spielen nur so viel Faktoren rein weil ich habe nur einen Wärmemengenzähler für alles.

Eine einfache Antwort gibt es nicht. Bei einer so trägen Heizung auf 5 Minuten Fensterlüftung zu reagieren, bringt meines Erachtens eher wenig. Aber wenn ihr 1 oder 2 Wochen nicht da seid, ist es unwahrscheinlich, dass eine Absenkung in der Zeit nichts spart.

Und für alles was zeitlich dazwischen liegt, wird Dir für Deine individuelle Konstellation hier keiner eine verbindliche Ferndiagnose geben können. Das Beste wäre messen und dann eben datenbasiert entscheiden, was Sinn ergibt. Du kannst z.B. am Heizverteiler nur das Ventil für einen Raum öffnen. Wenn Du dann noch eine Wasseruhr (idealerweise eine smarte) dran hast, dann kannst Du mit Temperaturdifferenz und Wassermenge präzise berechnen, wie viel Wärme Du zum Wiederaufheizen aufwenden musstest. Also z.B. 1000 Liter und 4,2 K Unterschied zwischen Vorlauf und Rücklauf bedeuten 4,872 kWh. (1000 l * 4,2 K * 1,16 W/K*l)

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Zustimmung zu jeder Aussage!

Messen hilft immer!

Ich möchte nur den einen Gedanken beisteuern, der mich die ganze Messerei (die im Übrigen derart viele Ungenauigkeiten mit sich bringt, dass die Mehraufwände/Einsparungen vermutlich nicht signifikant zu identifizieren sind) hat gar nicht erst durchführen lassen:
Erdwärme basiert auf dem Wärmepumpenprinzip. Eine Wärmepumpe ist umso effizienter/energiesparender, je niedriger die Vorlauftemperatur ist. Will man also bei den verhältnismäßig kurzen Nacht- oder Eintagesabsenkungen wieder zügig auf reguläre Raumtemperatur zurück, so ist eine für die Effizienz der WP nicht unerhebliche Hebung der Vorlauftemperatur erforderlich. Der für dieses schnelle Aufwärmen benötigte Energiemehraufwand wird durch die während der kurzen Absenkungsphase eingesparte Energie i. d. R. nicht wettgemacht.
Ich habe mich daher bei mir im Haus (und ich habe recht viel Fläche in einem energetisch teil-sanierten Haus aus den 60’ern) dafür entschieden, keine Nachtabsenkung zu fahren. Die wesentlichen Einsparungen erreicht man (ich) m. E. an anderer Stelle.
Weiterhin hast Du in Deinem Fall die Wärmepumpe (mit ihren ganzen Paramtern) offenbar ja auch nicht im direkten Zugriff. Wäre für mich ein weiterer Punkt: ich denke, dass man - wenn man da d’ran will und belastbare Ergebnisse bekommen möchte - um diese Daten nicht herum kommt.

Ich bin per Zufall vor einiger Zeit über ein sehr gutes Video von Sonnenperle gestoßen, dass ich jedem nur an Herz legen kann. Hat er wirklich gut aufbereitet und in knapp 16 Minuten gut dargestellt:

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Diese Anlage bietet sicher eine Möglichkeit der Visualisierung. Das würde ich mal angehen, um zu sehen was das Ding so tut… vermutlich wird nachts die Vorlauf Temperatur eh abgesenkt oder ähnliches… gibt es getrennte Energie Zähler?

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Sowohl als auch. Erstere mißt die Wärme die aus der Erde kommt (Abrechnung Betreiber) und zweiterer in jedem Haushalt (Verbrauchs ahne Aufteilung). Ich müßte mich mit dem Betreiber unterhalten, leider ist das Verhältnis angespannt.

Ein schönes Erklärvideo. Ich würde sagen, eine Nachtabsenkung an den Raumthermostaten um nur 1 Grad, das kann nicht negativ sein selbst wenn ich keine Berechnung habe. Seinen Einwand mit dynamischen Strompreisen finde ich gut, da können Wärme Effizienzgründe auch zweitrangig sein. Danke nochmal für das Video.

Zum 5 min Fenster Lüften: Ich hatte auch erst überlegt ob sinnvoll bei einer Fußbodenheizung. Dann habe ich mir die Temperaturverläufe angeschaut (siehe auch Grafik oben) wie schnell derzeit im Winter diese abfällt und das Wandthermostat gleich die Ventile öffnet. Das muss nicht sein.

PS: Zu Weihnachten habe ich mir einen Wärmebildaufsatz fürs Handy gegönnt. Damit läßt sich wunderbar die Fußbodenheizung und Heizkreisverteiler beobachten und gibt ein gutes Gefühl für die Trägheit.

Diesen Artikel las ich heute auf NTV. (Ntv Artikel über Absenkung)

Wir können natürlich von einem Redakteur eines Nachrichtenmagazins nicht dieselben hohen Sachkenntnisse erwarten als von einem Heizungsbauer oder manch versiertem Forumnutzers hier, aber ich fand ihn dennoch gut.

“Messungen zeigen: Die Einsparung durch die abgesenkte Temperatur überwiegt nach Angaben des Informationsprogramms “Zukunft Altbau” deutlich den Mehrverbrauch beim Wiederaufheizen. Das Absenken und erneute Hochfahren der Heizung verbraucht demnach immer weniger Energie als ein dauerhaft beheiztes Haus. Wer also länger weg ist, kann die Temperatur reduzieren.”

Es gibt auch im Forum z.B. HaushaltTechnik ein paar Berechnungen dazu und Erklärungen. Im Regelfall lohnt sich ein Absenken nicht.

Aus meiner Sicht gibt es 2 Gründe zum Absenken:
a) Man steigert den Komfort, weil man es morgens/abends kälter will (habe ich tatsächlich wenig Personen bisher kennengelernt)
b) Man benutzt eine (LW)WP und kann tagsüber den Estrich als Puffer verwenden,
um b1) die wärmere Tagestemperatur (Je nach Modell macht 1 Grad AT-Unterschied zwischen 2-3% mehr Stromverbrauch aus) für die (LW)WP zu verwenden und b2) tagsüber die PV voll auszunutzen b3) weniger Taktungen bei einer On/OFF WP hinzubekommen

Längere Abwesenheiten (>3 Tage) oder Urlaube würde ich nicht als normales Absenken bezeichnen, sondern eine separate Einstellungen mit der Mindestemperatur (logisch spart man da am meisten :wink: ), manche Heizungen haben sowas sogar schon direkt mit als Einstellung.

Auch sind die Effekte natürlich je nach Heizbedarf und Verlust sehr unterschiedlich.

Die besten Erfahrungen egal ob WP, Öl oder Gas… bei FBH ist ohne ERR zu arbeiten. Sauberer hydraulischer und thermischer Abgleich mit Einstellung der Heizkurve. Je nach Wärmequelle sind die Spareffekte mehr oder weniger, aber das Prinzip bleibt das gleiche.

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Hallo,
das ist ein sehr interessantes Thema, dazu möchte ich gerne meine Erfahrung teilen.
Altbau aus 1950 mit Ölheizung inklusive Warmwasser und Heizkörper. Seit 2015 wohnen wir im Haus, seit 2021 mit WDVS. Immer noch die gleiche Ölheizung.
Anfangs hatte ich smarte Thermostate an den Heizkörpern und diese so eingestellt, dass sie sogar beim Stoßlüften geschlossen haben. Habe den Ölverbrauch mitgetrackt. Ohne WDVS reagierte das Haus sensibel auf die Absenkung, sprich man (und Frau) konnte das sofort fühlen. Nach dem Anbringen vom WDVS musste die Heizkurve massiv nach unten korrigiert werden, der hydraulische Abgleich wurde erneut durchgeführt, weil auch einige Heizkörper getauscht wurden. Jetzt ist die Gebäudemasse viel träger. Smarte Thermostate habe ich keine mehr, beim Stoßlüften drehe ich auch keine Heizkörper mehr runter. Der Heizöl Verbrauch ist OHNE die smarten Thermostate zurück gegangen. Ich denke, dass die Thermostate eine Option sein können, wenn man keinen Einfluss auf die Einstellung der Heizung hat und eine leichte Gebäudemasse hat.
Bei einem Massivbau mit Fußbodenheizung würde ich ganz klar zum Dauerbetrieb der Heizung raten.
Grüße

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Ist halt ntv… einfache Antworten auf komplexe Probleme. Verkauft sich gut. Ist aber leider… problematisch.
Wie auch immer: möglicherweise stimmt die Aussage für viele Mieter… oder viele Eigentümer mit Heiz- oder Brennwertheizungen, die auf fossilen Brennstoffen basieren. Aber wir waren hier ja bei Wärmepumpen… und bei diesen ist der Anstieg des Verbrauchs eben nicht linear zum Anstieg der Leistung.
Was mir übrigens nach meinem Post noch durch den Kopf ging: unser Nachbar hat ebenfalls eine Erdwärmeheizung. Hat es einige Zeit mit der günstigen Energie wohl etwas übertrieben und tropische Temperaturen erzeugt. Ergebnis: Boden vereist. Keine Wärme mehr. Hohe Kosten…
Das ist sicher ein Extremfall. Zeigt aber, dass man bei WP eher den smooth criminal geben sollte… :wink:

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Moin zusammen,

ein sehr interessantes Thema! Ich würde hier jedoch einen anderen Ansatz zur Argumentation für die Nachtabsenkung wählen. Nachts ist die Heizlast in der Regel höher, da die Außentemperaturen niedriger sind und es keine zusätzlichen Wärmequellen wie die Sonne gibt. Daher kann man mit Sicherheit sagen, dass bei einer konstant gehaltenen Soll-Innentemperatur nachts mehr Energie benötigt wird als tagsüber.

Wenn man nun die Soll-Innentemperatur in der Nacht absenkt und tagsüber
a) von den höheren Außentemperaturen und
b) der Unterstützung durch die Sonne profitiert,
könnte man dadurch Energie einsparen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass es tagsüber tatsächlich wärmer ist und Sonnenstrahlen zur Erwärmung beitragen können.

Das Prinzip ist vergleichbar mit dem Laden eines Elektroautos bei Überschuss an Solarenergie: Statt Energie zu verbrauchen, wenn sie teuer oder knapp ist, nutzt man günstige oder natürliche Quellen zur Optimierung des Verbrauchs.

Die gezeigte Grafik vergleicht zwar lediglich den Energieverbrauch zwischen Tag und Nacht, ist aber für sich genommen nicht aussagekräftig. Sie zeigt nicht, ob die nachts eingesparte Energie tagsüber wieder vollständig verbraucht wird. Eine fundierte Aussage könnte man nur treffen, wenn man über einen längeren Zeitraum Messungen unter konstanten Bedingungen mit und ohne Nachtabsenkung durchführt.

Ich selbst nutze ebenfalls eine Nachtabsenkung, reduziere die Solltemperatur aber nur um 2 Grad für etwa 6 Stunden. Es wäre sicherlich ein spannendes Experiment, die Nachtabsenkung komplett abzuschalten und die Ergebnisse zu vergleichen – allerdings werde ich das wohl aktuell nicht mehr umsetzen. :smiley:

Zusammengefasst: Der tatsächliche Effekt hängt stark von der Dämmung, dem Heizsystem und den Wetterbedingungen ab.

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Wenn das funktionieren würde wäre das Thema schnell erledigt und jeder würde das machen :slight_smile: .

Dein ganzes Haus hat einen Heizbedarf selbstverständlich brauchst du mehr Energie wenn es draußen kälter ist. Wenn du nicht heizt, wird die Bude eben schneller kälter und brauchst natürlich auch wieder mehr Energie und auch länger um wieder auf Solltemperatur zu kommen (je nach Wämequelle kann das weitere Nachteile haben) Da gibt es Formeln und Berechnungen im lila Forum ( vielleicht habe ich die noch irgendwo)

Die Optimierung liegt an deiner Wärmequelle wenn die tagsüber oder wenn es warm ist effektiver oder besser arbeitet als nachts oder wenn es kalt ist, dann könnte man eventuell einen Effekt erzielen.

Ich habe mittlerweile noch einmal 2 Wochen mehrfach täglich die Temperaturen am Thermostat und andere Raumtemperaturen pro Raum geprüft und das Verhalten insbesondere bei Nachtabsenkungen in unterschiedlicher Höhe, mehrere Frost Nächte inklusive. Und ich komme zu dem Schluß, daß selbst bei 2 Grad Absenkung von18 - 3 Uhr die Raumtemperaturen einen gesunden Korridor nicht verlassen und demzufolge es auch nur wenig zum hohen Heizungsaufwand kommt. Das kann man natürlich nicht verallgemeinern.

Wie misst du ob das Herstellen der Solltemperatur mehr oder weniger Energie als das Absenken bedeutet?

Und hast du die Solltemperatur zum gewünschten Zeitpunkt wieder erreicht oder nimmst du (was auch okay ist) einfach Komforteinbusse in Kauf, weil es eben trotzdem angenehm ist. Aber das macht dann einen Vergleich schwer.

Das ist tricky und ohne echte Messung nicht möglich. Aber ich sehe es am Diagramm/Verlauf wie lange die Thermostat die Ventile aufläßt und schließe daraus.

Beides JA, ist kein Widerspruch. Am Morgen ist die Temperatur < Soll aber ok und am Mittag ist Temp = Soll.

Ich glaube daraus kannst du es nicht unbedingt schließen :grinning:.
Warum überhaupt Thermostate und nicht einen kompletten Abgleich?

Meine Thermostate sind non stop offen daraus kann ich nichts schließen

Nö aber dann ist finde ich es logisch, dass für dich der Verbrauch (vielleicht!) niedriger ist, du hast halt den Heizwärmebedarf gesenkt. Wieviel bist dann morgens von der Wunschtemperatur drunter?
Bis mittags ist schon lang.

Der hydraulischer Abgleich ist durchgeführt wurden.

0,6 Grad in einem größerem Raum. Weniger in kleinen Räumen.

Wenn Du zufrieden bist mit Deinen Thermostaten voll auf, dann ist das völlig ok.
Ich bin es bei uns nicht, vor allem nicht für jeden Raum und schon gar nicht nach 4 Wochen intensiver Temperatur- und Heizungsbeobachtung.
Letztlich überzeugen könnte ich nur wenn ich einen Wärmemengenzähler pro Raum. Die schaffe ich mir natürlich nicht extra an.